Wie können Menschen auch ohne eigene Dachfläche zum Treiber der Energiewende und zu Miteigentümern der kommenden dezentralen Energieinfrastruktur werden? Das Modell der „BürgerEnergieGenosschaften“ (BEG) ist hier im Landkreis schon lang bekannt. Auf öffentlichen Gebäuden und Flächen installieren die Genossenschaften PV-Anlagen mit dem Geld von Bürgern aus der Region, die dann vom Stromverkauf profitieren. Folgende Karte zeigt, welche es im Kreis bereits gibt:
Karte der BürgerEnergieGenosschaften
Was machen BEGs?
Natürlich die Erneuerbaren Energien voran treiben !!!
Frank Krause, BürgerEnergiegenossenschaft Biederbach & Elztal eG
Was einer nicht schafft,
klappt in der Gemeinschaft.
WIR sorgen dafür, dass auf möglichst allen öffentlichen Gebäuden gebaut wird.
Die Aktivitäten der BEGs sind höchst unterschiedlich: Manche suchen händeringend nach Mitgliedern und Kapital, andere müssen eher Interessenten abweisen und suchen dringend nach Dachflächen und die dritten haben in der Vergangenheit investiert und sind aktuell recht passiv.
- Hier im Kreis ist aktuell die BEKA – BürgerEnergiegenosschaft KAiserstuhl sehr aktiv am Vorantreiben der Energiewende, hat vier Regionalgruppen gegründet (grüne Punkte auf der Karte) und beschäftigt sich mit neuen Technologien wie Agri-PV.
- Die BürgerEnergiegenossenschaft Biederbach & Elztal eG investiert in vielen Bereichen und sucht dafür stets neue Mitglieder: Neben Photovoltaik auch in die Windkraft, der Nahwärme sowie auch in Elekto-Ladesäulen.
- Aber auch die Teninger BEG plant eine kleine Freiflächenanlage an der A5 zusammen mit der BEGEM (Emmendingen). Sobald das Spruchreif wird, werden sie auch aktiv neue Mitglieder werben.
Doch alle Bereiche der Erneuerbaren Energien sind das Betätigungsfeld der Energiegenossenschaften: Viele investieren auch in Windkraftanlagen und ermöglichen so die Beteiligung der Bürger vor Ort an den Anlagen, die in Ihrer Nähe gebaut werden. Einige Genossenschaften vertreiben auch den Strom von den Dächern ihrer eigenen Photovoltaik-Anlagen und Biogas. Auch gibt es im Landkreis rein Nahwärmegenossenschaften.
BEGs wollen möglichst auf öffentlichen Gebäuden PV-Anlagen bauen bzw. Wärmepumpen oder Hackschnitzelanlagen errichten. Interessant sind also Schulen, Sportvereine, Gemeindehäuser, Kirchen, Rathäuser oder auch größere Firmen. Genossenschaften sind von Prinzip her eher Risikoavers, was auch der Genossenschaftsverband prüft und so eine sichere Geldanlage für alle Bürger, ohne dass diese Fachkenntnisse brauchen.
Auch auf privaten Gebäuden bauen einige BEG’s fleißig PV-Anlagen: Hier insbesondere auf großen & unverschatteten Dächern von Bauern, Firmen und Mieter-/Bauvereinen. Aber aus Haftungsrechtlichen Gründen sind Privatgebäude sehr kompliziert, weil bei einer Privatinsolvenz ggf. das Haus den Besitzer wechselt, und Genossenschaften hierfür eine Kreditwürdigkeitsanalyse und Risikokapitalabschätzung treffen müssten, für die sie nicht ausgelegt sind.
Kommende Relevanz der BEGs
Deutschland ist mit über 1000 Energiegenossenschaften1 gewissermaßen die Wiege der Bürgerenergie. Die meisten wurden zwischen 2009 und 2014 gegründet, bevor die CDU mit dem „Förderkorridor“ die Vergütung stark reduzierte, die Bewilligung großer Anlagen erschwerte und damit die erneuerbaren Energien ausbremste. Aber mit der grünen Beteiligung in der Ampel und seit den steigenden Gaspreisen seit 2022 wegen dem Krieg in der Ukraine kommt wieder Wind in die Wende: Die Förderung erneuerbarer Energien ist wieder gestiegen, Hürden bei der Weitergabe von Dachstrom an die Mieter wurden genommen und PV-Module sind extrem günstig.
Und Genossenschaften werden in weiteren Feldern gebraucht: Wärmenetze müssen gebaut und solidarisch im Interesse der Bürger verwaltet werden, genauso braucht es Ladeinfrastruktur und insbesondere Großspeicher für den Strom. All dass sind große Investitionen, deren Attraktivität durch eine Zentralisierung steigt, die aber nur gesellschaftliche Akzeptanz finden werden, wenn all von profitieren und mitmachen können, statt börsennotierter Gewinnmaximierung.
Unser Weg zur Klimaneutralität im Landkreis ist absehbar, vielfach kartiert aber noch weit. Genossenschaften sind hierbei wichtige Wegpunkte, genauso wie BürgerInnen, die sich aktiv beteiligen. Wir halten euch hier auf dem laufenden, sobald es Möglichkeiten zum mitmachen gibt.