Vor nicht langer Zeit habe ich ein Buch gelesen, was mich sehr gefesselt hat. Zum Ende ist mir eine Passage besonders in Erinnerung geblieben…
„ Stellen sie sich eine wilde Sommerwiese vor. Sie stoßen bei einem Spaziergang auf dem Land darauf, und ihre Schönheit verschlägt ihnen augenblicklich den Atem. Es ist eine Waldlichtung – nicht sehr groß, ein Hektar vielleicht – voller Wildblumen und Gräser, viel besucht von Bienen und Schmetterlingen, ein Zuhause für Feld – und Wühlmäuse, Spinnen und Frösche, Eidechsen, Wiesel, Dachse und Igel, Motten und Ameisen und Asseln, Marienkäfer, Eichhörnchen und Molche… Stellen sie sich den Gesang der Vögel vor, die hier ihr Futter finden, und das Rauschen der Flügel von Fledermäusen und Eulen, die in der Nacht darüber hinweggleiten… Eine Füchsin zieht in einem Bau unter einer Eiche ein, wo sie ihren Wurf Welpen großzieht. Stellen sie sich die Bäume vor, die rund um die Lichtung Wurzeln schlagen, die Maulwürfe und Regenwürmer, die die Erde durchwühlen, die Käfer, Termiten, Wespen und Mücken, die Nacktschnecken… Ein so kleines Stück Land. Ein winziges Fleckchen. Und doch existiert auf dieser kleinen Wiese ein größerer Reichtum, mehr Schönheit und Erfüllung als in jeder Kunstgalerie und jedem Museum der Welt. Ich würde unseren Kindern lieber diese Wiese übergeben als sämtliche Kunstwerke in Paris. Und die Welt wird unendlich ärmer sein, wenn es diese eine Wiese nicht mehr gibt… Wir sind unseren Kinder die unberührte Welt schuldig, die uns Menschen geschenkt wurde. Das ist unsere Pflicht. Es sollte ganz oben auf unserer Maßnahmenliste stehen. Es sollte uns außerdem eine Freude sein.“
(Zitat aus „Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen“ von John Ironmonger)
Eigentlich muss man diesem Text nichts mehr hinzufügen – aber man sollte sich diese Worte immer wieder ins Bewusstsein rufen und sich vor Augen führen, welch großer Schatz und Reichtum unsere Natur ist und wie zerbrechlich und gefährdet all dies ist.
Wenn sich wieder einmal Aktivisti auf der Straße festkleben oder ein Gemälde beschmieren, Flughäfen blockieren oder den Privatflieger eines Superreichen mir Farbe anmalen, muss man dies bei weitem nicht gutheißen, aber ist dies nicht alles banal im Vergleich zu dem, was wir zu verlieren haben?
Sollten wir nicht viel mehr Menschen den Rücken stärken, die symbolisch diese eine Wiese und so viel mehr retten wollen, als uns von Populismus und Hetze anstecken zu lassen?
Sollten wir nicht alle versuchen diese eine kleine Wiese zu retten – angefangen im eigenen Garten oder draußen im Park?
Sollten wir uns nicht viel öfter klar vor Augen führen, welche kleinen und großen Wunder direkt vor unserer Haustür existieren und alles dafür tun, dass wir diese auch in Zukunft erleben dürfen?
Viele von uns Menschen sind so sehr damit beschäftigt den Wohlstand und unseren täglichen Konsumwahnsinn zu schüren, dass der Blick für all dies verloren geht. Aber kann uns auf Dauer das tagtägliche Konsumpaket wirklich glücklicher und zufriedener machen, als der Gesang der Vögel, das Summen der Insekten…
Wäre ein Welt ohne all diese Geräusche nicht ein trostloser und öder Ort?
Ist es denn nicht viel schöner, gemeinsam mit Kindern und Enkelkindern im Gras zu liegen und den Geräuschen der Natur zu lauschen und sich treiben zu lassen, als sich mit Ohrstöpseln im Ohr immer mehr voneinander zu entfremden?
Wie unsere Zukunft aussehen wird liegt also auch in unseren Händen – wir können verzweifeln und resignieren, weil die Politik zu langsam handelt, oder wir können mutig und zuversichtlich in die Zukunft blicken, den Wandel selbst mit gestalten und damit auch die Politik zum Handeln bringen…
Foto von Stephan Eickschen auf Unsplash